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Handschuhe

Deutschland

Ein Fund stammt aus dem Grab Nr. 17 in Oberflacht, in dem "ein seltsames paar Handschuhe, die starke Falten auf dem Rücken hatten und mit einem feinen, fast verfallenden Tuch ausgekleidet waren" (Dürrich - Menzel 1847: 11).

Ein ähnlicher Fund besteht aus feinen, mit Flachs ausgekleideten Pelzhandschuhen, die in einem Grab in einem Adelsgrab in Greding, Bayern, gefunden wurden (Mord im Mittelalter 2012).

Ein weiteres Beispiel ist ein Lederhandschuh mit einer verzierten Applikation am Rand, der in einem Jungengrab im Kölner Dom gefunden wurde (Gillich et al. 2008: 8-11).

Der vierte Handschuh ist das Fragment eines Ziegenlederhandschuhs, ebenfalls mit einer kunstvollen Anwendung am Rand, der in Grab Nr. 8 in der Augsburger Basilika St. Ulrich und Afra gefunden wurde (Werner 1977: 163).

Ein dritter Fund ist aus Grab Nr. 58 in Trossingen aus dem 6. Jahrhundert; es handelt sich wahrscheinlich um einen Fingerhandschuh aus rotem, gelbem und schwarzem Stoff, der am Rand mit einer Lederapplikation verziert ist und einen verstärkten Lederdaumen hat (Peek - Nowak-Böck 2016: 385-390).

Slawen, Deutschland

Ein weiterer Handschuh stammt aus Ralswiek auf Rügen (Deutschland aber eben Slawisch) und datiert auf das 8.-9. Jahrhundert (Herrmann 1985: 288, Abb. 136). Dieser Handschuh hat eine Naht über die gesamte Länge des Rückens und der Teil um das Handgelenk bildet ein separates Stück.

Dänemark

In Hjørring, finden sich (wahrscheinliche) Fragmente von Fäustlingen aus der Wikingerzeit, die aus Lammfell bestehen und durch Lagerung in einem Bronzegefäß konserviert wurden.

Russland

Die Saga von Eirík Zrzavý (3) (muss ich noch recherchieren) erwähnt eine Hexe, die "Katzenfellhandschuhe mit weißen Haaren im Inneren" trägt.

mit den Tatsachen weiter in den Kaukasus:
Lederhandschuhe von Moschevo Balka (Jerusalimskaya 2012: 130л. 130).

Fäustlinge, Dzivgis, Nördlicher Kaukasus

11./12. Jh., Nord-Kaukasus, Dzivgis ( Дзивгисских) alanisch
Material: Leinen:

In den Bestattungen von Dzivgis-Krypten wurden Fäustlinge gefunden, deren Schnitt ähnlich denen ist, die zur früheren Periode (VII – IX Jh.) in Moscevaja Balka gefunden wurden (Recherche steht an).
Der Erwachsenenfäustling (linke Hand) ist mit Streifen am Arm und den Fingern abgesetzt.

Abbildung: Kinderäustlinge, Dzivgis, Nördlicher Kaukasus -

Eine Kinderbestattung, der Handschuh wurde anscheinend an die Manschette des Ärmels des Kaftans genäht, Kinder und Handschuhe… wobei, ich bin ja nicht besser.

Der Ärmel des Kinderkaftans besteht Leinen mit einer 2 cm breiten Manschette aus blau gefärbtem Stoff. Der untere Teil des angebrachten Fäustlings ist mit dem gleichen Stoff wie der Ärmel besetzt.

Der dritte Fäustling (ohne Abb.) aus weißem Leinen und nur provisorisch mit einem roten Faden zusammen genäht.

Quelle: Доде З.В. Д60 Средневековый костюм народов Северного Кавказа. Очерки исто рии. — М.: Издательская фирма «Восточная литература» РАН, 2001. 136 с.: карты, ил. (Культура народов Востока). ISBN 5-02-018237-0 Dode Z.V. Mittelalterliche Tracht der Völker des Nordkaukasus. Essays über die Geschichte des Nordkaukasus.
(download, Stand: 24.10.2020)

Niederlande

Ein fingerloser Handschuh aus Dorestad (7.-10. Jahrhundert), der aus zwei Stück braunem Wollfilz, urpsrünglich Fischgrät, besteht (Brandenburgh 2010: 69; Miedema 1980: 250-254).

Abbildung: Quelle: Brandenburgh, C., 2010 -

Finnland

Ein braunes Filzfragment, möglicherweise von einem ursprünglich gestrickten Handschuh, in einem Grab in der finnischen Ortschaft Halikko Rikala gefunden. Datiert 11. Jh. (Vajanto 2014: 24–25).

Nadelgebundene Handschuhe finden sich desweiteren in mindestens fünf finnischen Bestattungen, hauptsächlich weiblichen Gräbern aus dem 11. Jahrhundert (Eura Luistari 56, Halikko Rikala 38, Kaarina Kirkkomäki 31, Köyliö Köyliönsaari 28, Humikkala Mask 30. Die Fragmente waren oft gestreift oder bestickt; die gestreiften Varianten waren Kombinationen aus dunklen und hellen Garnen oder Kombinationen aus Blau-, Weiß- und Rottönen (Vajanto 2014: 25–26). Es wird vermutet, dass finnische Handschuhe keinen Kälteschutz als Hauptfunktion hatten, da einige Beerdigungen zu anderen Jahreszeiten als im Winter durchgeführt wurden (cooool!!!!)(Vajanto 2014: 30).

Island

Nadelgebunden, datiert durch eine Gürtelschnalle auf das 10. Jh. auf der Arneiðarstaðir-Farm auf Island(Hald 1951).

Garðar-Farm auf Akranes; 9-10. Jh. (Pálsson 1895: 34–35). Der Handschuh ist vierteilig - er besteht aus Vorder- und Rückseite, Daumen und einem Keil. gemessen an der Breite am Handgelenk wurde er über dem Ärmel getragene. Es ist ein vierfach gewebter Köper mit eingewebten kurzen Büscheln aus gekämmter Wolle erfüllen (Guðjónsson 1962: 21–22)

In Heynes wurde ein paar Kinderhandschuhe gefunden, die mit einer geflochtenen Schnur (52cm)verbunden waren. gefunden (Guðjónsson 1962: 16 & https://sarpur.is/Adfang.aspx?AdfangID=316746 (Stand: 05.11.2020)). Da das Material wahrschein ursprünglich eine andere Funktion erfüllte (Guðjónsson 1962: 30) sind die Zuschnitte unterschiedlich. Der rechte Handschuh besteht aus drei Teilen (Körper und zwei gegenüberliegenden Teilen, die den Daumen bilden), während der linke Handschuh aus vier Teilen besteht (zwei gegenüberliegende Teile bilden den Körper und zwei gegenüberliegende Teile bilden den Daumen). Die Daumenlöcher befinden sich nicht am Rand, sondern nach innen versetzt.

Schottland, Shetlandinseln

Von den Shettland-Inseln gibt es einen radionkarbondatierten Handschuh, 975 n.Chr. Weitere Infos - ?

Norwegen, Lendbreen-Gletscher

Der Lendbreen-Gletscher in Norwegen hat dazu ein weiteres Geheimnis preis gegeben. Der Handschuh datiert auf 800 – 1.000 n. Ch., er scheint in mindestens vier Teilen genäht worden zu sein: dem Rücken, dem Daumen und der zweiteiligen Handfläche.

Schweden, Gotland

Da ich Bildsteine liebe:
Ein Schlittenreiter mit Handschuh ist auf „dem“ Runenstein aus der Kirche von Sproge (G 373) auf Gotland abgebildet (Några runfynd 1965, online hier, Stand: 05.11.2020) Eine exate Datierung des Runensteins kann ich derzeit nicht vornehmen, daher nehme ich die www Angabe 10. Jh.. Die Kirche ist jünger).

Fazit

So weit die Recherche. (05.11.2020)
Wer sich für Handschuhe ab dem 15. Jh. interessiert, dem empfehle ich die Funde aus Staraya Ladoga (online hier, Stand 05.11.2020
(Sollte die Seite nicht mehr online sein, ich habe diese als pdf, schickt mir einfach eine email.)

Literatur

Brandenburgh, Chrystel R.:Early medieval textile remains from settlements in the Netherlands. An evaluation of textile production. In: Journal of Archaeology in the Low Countries 2/1, 41–79. 2010 (pdf online hier, Stand: 06.11.2020)

Dahlbäck, Göran (red.):Helgeandsholmen : 1000 år i Stockholms ström, Stockholm. 1983

Gillich, Antje – Peek, Christine – Planck, Dieter – Walter, Susanne: Kleidung im frühen Mittelalter: Am liebsten schön bunt! (Porträt Archäologie), Esslingen am Neckar, 2008 ISBN (ISBN-10): 3980892638

Herrmann, Joachim : Die Slawen in Deutschland. Geschichte und Kultur der slawischen Stämme westlich von Oder und Neisse vom VI. bis XII. Jahrhundert. Ein Handbuch, Berlin. 1985

Kajitani, Nobuko: A Man’s Caftan and Leggings from the North Caucasus of the Eight to Tenth Century: A Conservator’s Report. In: Metropolitan Museum Journal 36, 85–124. 2001 (online hier [22.594 KB] )

Иерусалимская (Jerusalimskaja) А.А.: Мощевая Балка. Необычный археологический памятник на Северокавказском шёлковом пути, СПб. 2012 (Von A.A. Jerusalimskaja ist keine Veröffentlich mal eben erhältlich; für Russisch kundigen empfehle ich den Ausstellungskatalog von 1992 Кавказ на Шелковом пути. Каталог временной выставки. СПб, Государственный Эрмитаж, 1992/Caucasus on the Silk Road.Catalogue of the temporary exhibition. St.Petersburg, State Hermitage museum, 1992 (in russian) (hier) oder Иерусалимская А. А. Мощевая Балка. Необычный археологический памятник на северокавказском шелковом (Jerusalem A. A. Moschevaya Balka. Eine ungewöhnliche archäologische Stätte an der nordkaukasischen Seidenstraße), 2012 (hier)

Vajanto, Krista: Nålbinding in Prehistoric Burials – Reinterpreting Finnish 11th–14th-century AD Textile Fragments. In: Janne Ikäheimo, Anna-Kaisa Salmi & Tiina Äikäs (eds.). Sounds Like Theory. XII Nordic Theoretical Archaeology Group Meeting in Oulu 25.–28.4.2012. Monographs of the Archaeological Society of Finland 2, 21–33. 2014
(online hier, Stand: 06.11.2020)